Eine Theaterarbeit über psychische Erkrankungen, Leistungsgesellschaft und Glücksterror
Die Regisseurin Christiane Mudra gewährt in „Selfie & Ich“ Einblick in die Lebenswelt psychisch erkrankter Menschen und beschreibt anhand einer Patientenakte aus den Jahren 1939 bis 1984 die Situation in Deutschlands Psychiatrien von der NS-Zeit an.
Hör nicht auf, wenn du müde bist, hör auf, wenn du fertig bist
Im Rahmen der Inszenierung kommen Betroffene zu Wort, die von ihrem Alltag und ihrem Umgang mit ihrer Erkrankung berichten. Sie erzählen, wie sie selbst ihre Depression, ihre Schizophrenie, ihre Mager- oder Alkoholsucht erleben, wie sie mit ihr umzugehen lern(t)en, wie ihr Umfeld auf sie reagiert und was sie sich wünschen.
Mit Kopfhörern ausgestattet, über die die verdichteten Interviews zu hören sind, bewegt sich das Publikum in Kleingruppen zu vier Wohnungen in Neukölln, in denen exemplarisch je eine der Erkrankungen inhaltlich im Fokus steht. Dabei umkreisen die Stimmen die Zuschauer*innen hautnah und machen es möglich in die Rolle der Ich-Erzähler*innen zu schlüpfen.
Die Theater-Recherche zeigt die Normalität dieser Volkskrankheiten und fragt nach dem Zusammenhang zwischen der steigenden Zahl psychisch erkrankter Menschen und den Anforderungen der sogenannten Leistungsgesellschaft liegt. Dabei entlarvt „Selfie & Ich“ en passant die systemische Deformation unserer ach so glücklichen Gesellschaft, denn
Glück ist längst zum Statussymbol geworden, das strahlende Lächeln die Norm.
Christiane Mudra ist Regisseurin, Autorin, Schauspielerin und Gründerin von investigative theater. In ihren Theaterproduktionen sucht sie nach Wegen, aktuelle gesellschaftliche wie politische Themen, in ihrer Komplexität sichtbar werden zu lassen. Sie vertieft sich dazu über mehrere Monate in ein Thema, wobei sie sich im Unterschied zum dokumentarischen Theater vor allem auf Originalquellen stützt. Sie inszeniert häufig im öffentlichen Raum und eröffnet dem Publikum eigene Interaktionsmöglichkeiten. die Inszenierung wählt sie unterschiedliche Formate, für die sie die inhaltliche Recherche vielstimmig verdichtet. Christiane Mudra wählt dazu Themen, die auf strukturelle Missstände hinweisen; so z.B. misogyne Gewalt, NSU Komplex, NS-Juristen und ihre Nachkriegskarrieren. Auf Einladung des Goethe-Instituts inszenierte sie in Brasilien ein Stück über die Militärdiktatur und war Artist in Residence bei der Biennale di Venezia. “The Holy Bitch Project” lief 2023 auf dem New York City Indie Film Festival.
Konzept, Recherche, Text und Regie Christiane Mudra Mit: Sebastian Gerasch, Gabriele Graf, Melda Hazırcı und Murali Perumal 3D Sound Design: Martin Rieger/ VRtonung Fachberatung, Mitarbeit Recherche: Tina Hofmann Ausstattung: Sarah Silbermann Lichtdesign, technische Leitung: Peer Quednau CGI/VFX: Yavuz Narin Produktion: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Berlin Premiere 17. September 2023, 19 & 20 Uhr
Weitere Vorstellungen 18.- 21. September 2023, 19 & 20 Uhr
Ort wird beim Ticketkauf bekannt gegeben
Tickets ab 1.8. nur online hier
Preise 15,- ermäßigt 10,- Euro zzgl. VVK-Gebühr
Weitere Informationen www.investigativetheater.com/selfie-ich/ www.ballhausost.de
“SELFIE & ICH” wird in vier Privatwohnungen gespielt. Bitte achten Sie auf bequeme Kleidung für die Fußwege zwischen den Wohnungen.
Eine Produktion von Christiane Mudra inKoproduktion mit dem Ballhaus Ost, unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCENETZ Gastspielförderung Theater, gefördert von der Beauftragten Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie den Kultur- und Kunstministerien der Länder und dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Gefördert durch die Schulze-Fielitz Stiftung Berlin.
Die Uraufführung wurde gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München im Rahmen der Optionsförderung.