Ein internationales Festival des Theaters der Unterdrückten nach Augusto Boal
Zum zehnjährigen Jubiläum der Theaterwerkstatt Kuringa findet vom 13. bis zum 19. September 2021 das Festival „Aesthetics of Solidarity“ in den Berliner Uferstudios statt. Gezeigt werden internationale Inszenierungen nach der Methode des Brasilianischen Regisseurs, Theaterautors und -theoretikers Augusto Boal.
Um zu verstehen, dass ein gesellschaftliches Problem mit meiner Wirklichkeit zu tun hat,
muss ich es in meinem Leben wahrnehmen. Bárbara Santos
Das Theater der Unterdrückten befragt Gesellschaft nach aktuellen Themen und sucht anhand von konkreten Beispielsituationen nach Möglichkeiten, die Realität zum Besseren zu verändern. Dazu eröffnet es einen kreativen Raum des Spiels und des Dialogs und kombiniert so theatrale Ästhetik mit sozialem wie politischem Aktivismus und der Kraft konkreter Handlungsmacht.
Ein Forumtheaterabend besteht aus zwei Teilen und wird gerahmt von einem*r Moderator*in, der/m Kuringa: Zu Beginn wird eine Inszenierung gezeigt, die stets auf persönlichen Erfahrungen der Akteur*innen basiert und ein gesellschaftliches Phänomen spiegelt und erfahrbar macht. In einem zweiten Teil, dem Forum, wird das Publikum eingeladen, sich über den inszenierten Konflikt auszutauschen, Strategien der Veränderung zu entwickeln und auf der Bühne in die Tat umzusetzen. Die Theaterarbeit von Kuringa – wie das Theater der Unterdrückten überhaupt – lebt vom Diskurs und der Einmischung aller Menschen im Raum. Es stellt Fragen, entwickelt Bilder, ist neugierig auf die Sicht anderer und feiert die Ästhetik des Theaters als Ort der Begegnung und Veränderung.
Die Theaterwerkstatt setzt für das Festival in jedem Jahr ein übergreifendes gesellschaftliches Thema, das in den Inszenierungen unterschiedlich interpretiert wird. Beim diesjährigen Festival „Ästhetik der Solidarität – Aesthetics of Solidarity“ geht es um die Frage, was Solidarität nach der gerade erlebten Zeit der Pandemie bedeuten könnte. Die Pandemie hat die Menschen einander entfremdet und das Leben aller Menschen auf ganz unterschiedliche Weise beeinflusst. Das Festival öffnet einen interaktiven Raum, um die Bedeutung von Solidarität zu verhandeln und zu einem Dialog abseits der wachsenden Polarisierung von Perspektiven zu ermutigen. Kunst wird zu Aktivismus und Dialog.
Eröffnet wird das Festival mit einer international besetzten Kuringa-Inszenierung, die in den sieben Tagen vor Festivalbeginn unter der Leitung von Bárbara Santos erarbeitet wird. Dazu erwartet das Kuringa-Team Teilnehmer*innen u.a. aus Portugal, Kroatien, Slowenien, Frankreich, Spanien und Schottland. Neben weiteren Forumtheater-Abenden mit internationalen Theatergruppen stehen eine Straßenparade, ein Panel zu Fragestellungen über die Ästhetik der Solidarität, Dramaturgielaboratorien (basierend auf Theaterstücken des Festivals) und der Austausch von Praxiserfahrungen auf dem Programm.
Die Theaterwerkstatt Kuringa – Raum für Theater der Unterdrücktenin Berlinwurde im Jahr 2011 in Berlin-Wedding gegründet und ist zu einem Ort für Qualifizierung in Theater der Unterdrückten, für Proben und öffentliche Aufführungen von Forumtheatergruppen sowie für andere Veranstaltungen zum Theater und zur Ästhetik der Unterdrückten geworden. Kuringa ist in der Nachbarschaft des Bezirks Wedding verwurzelt und gleichzeitig Teil internationaler Netzwerke wie des europäischen Netzwerks TOgether, des globalen feministischen Ma(g)dalena International Network und des lateinamerikanischen Netzwerks ReLATO. KURINGA wurde begründet von Bárbara Santos (künstlerische Leitung), die über zwei Jahrzehnte Augusto Boals Theaterzentrum in Rio de Janeiro koordinierte, sowie von Christoph Leucht und Till Baumann, die beide seit den 1990er Jahren mit Boals Theateransätzen in Deutschland arbeiten.
Die Inszenierungen basieren kaum auf Sprache und bauen stattdessen auf zahlreiche andere ästhetische Mittel. Der Dialog mit dem Publikum findet auf Englisch statt – es gibt aber Flüstergruppen für alle, die Übersetzungen brauchen. Sprache ist kein Hindernis.
Das Festival findet in jedem Fall statt. Falls es wegen der Pandemie nicht live vor Ort möglich sein sollte, dann in einer Online-Variante als Stream.
Probenzeitraum zur Eröffnungsinszenierung 6.-12. September 2021
Festivalzeitraum 13. – 19. September 2021, 19.00
Tickets Abendkasse
Preis 5-10 EUR
Weitere Informationen https://kuringa.de
Ort Uferstudios, Uferstr. 23, Badstr. 41a, 13357 U-Bahnhof U8 Pankstr | U9 Osloer Str/ Nauener Platz
Das Festival Ästhetik der Solidarität – Aesthetics of Solidarity ist eine Produktion von KURINGA – Raum für Theater der Unterdrückten in Berlin und wird gefördert durch den Bezirkskulturfonds Mitte, mit freundlicher Unterstützung der Uferstudios.