Eine Performance zu einer der größten politischen Lügen der letzten Jahrzehnte
Das Institut für Widerstand für Postfordismus taucht mit „Curveball“ in eine der größten Geheimdienstaffären der Geschichte ein und rollt den Skandal um die vermeintlichen Massenvernichtungswaffen des Irak wieder auf.
‚Mundus vult decipi, ergo decipiatur. – Die Welt will betrogen sein, darum sei sie betrogen.’
Als Zeuge „Curveball“ und Agent des BND spielte Rafed Ahmed Alwan bei der Legitimierung des Irakkriegs durch Colin Powell vor der UN eine zentrale Rolle. Seine Geschichte eröffnet eine Verkettung zweifelhafter Halbwahrheiten und ein einzigartiges Lügengespinst: Doch welche Ziele verfolgte der Iraker? Wollte er mit einer Lüge sein Land retten, wie er in Interviews bekräftigte? Oder wurde er zum Spielball der Geheimdienste und schrieb unbeabsichtigt Weltgeschichte?
Die Performerin Elisa Müller stellt gemeinsam mit dem Institut für Widerstand im Postfordismus die Gretchenfrage: wem schenken wir Glauben und wohin kann uns das Prinzip der Täuschung führen? Dabei rückt nicht zuletzt auch das Theater selbst als ein Ort des Täuschens, Manipulierens und Mutierens in den Fokus der Performance, die von Strategien der Lüge in Politik und Kunst erzählt und davon, wie jede und jeder Einzelne von uns zur Relativierung der Wirklichkeit aus eigenen oder fremden Motiven bereit ist.
Im November 1999 beantragte Rafed Ahmed Alwan politisches Asyl in Deutschland und bot im Gegenzug seine Geschichte an: Nach seinem Studienabschluss sei er vom Saddam-Regime angeworben worden, um bei der geheimen Entwicklung von Massenvernichtungswaffen zu helfen. Die Deutschen informieren den amerikanischen Militärgeheimdienst. „Die Quelle ist ein Augenzeuge. Ein irakischer Chemieingenieur, der eine dieser Anlagen betreute. Er war tatsächlich anwesend, als biologische Kampfstoffe hergestellt wurden“, begründete US-Außenminister Colin Powell den Beginn des Irakkriegs vor der UN-Vollversammlung am 5. Februar 2003. Kurz darauf untersuchte die CIA die Aussagen zu den Waffenanlagen und fand nichts als Lügen.
Fakt oder Fiktion? – unter diesem Motto arbeitet das Kunst-Kollektiv Institut für Widerstand im Postfordismus seit 2014 in einer permanenten Praxis der Dokufiktion. Das wichtigste Projekt ist die Intervention „Welche Revolution(en) werden wir erlebt haben werden? (FUTUR III)“, die in verschiedenen Städten und Formaten zu sehen war und die Geschichte einer kommenden Revolution erzählt. Nachdem die KünstlerInnen für „music for the future“ zuletzt im Sommer 2017 konkret historisch zu Zwangsarbeit und Musik auf dem Tempelhofer Feld gearbeitet haben, machen sie sich jetzt auf die Suche nach Fakt und Fiktion in der Sphäre der Geheimdienste.
von und mit Elisa Müller Konzept Inga Anderson, Michaela Muchina, Elisa Müller, Vega Damm Text Elisa Müller, Vega Damm Dramaturgie Vega Damm Recherche Inga Anderson Ausstattung Michaela Muchina Assistenz Johannes Ambrosius Produktionsbüro ehrliche arbeit Künstlerische Leitung Elisa Müller
PREMIERE 2. November 2017, 20h
WEITERE VORSTELLUNGEN 3., 4. November 2017, jeweils 20h
ORT Theaterdiscounter | Klosterstraße 44 | 10179 Berlin
TICKETS tickets@theaterdiscounter.de oder +49 (30) 28 09 30 62
PREIS 15,- Euro | ermäßigt 9,- Euro
Eine Produktion vom Institut für Widerstand im Postfordismus in Kooperation mit dem Theaterdiscounter Berlin, der Rottstr5/KUNSTHALLEN Bochum, dem Freien Werkstatttheater Köln und dem Theaterlabor Bielefeld.
Gefördert vom NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste e.V., der Heinz und Heide Dürr Stiftung, der Allianz Kulturstiftung, von ecce -european center for creative economy und durch eine Residenz auf Schloß Bröllin e.V. gefördert über das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern und dem Landkreis Vorpommern-Greifswald.