escape valse 

Ein getanztes Konzert des Stegreif Orchesters mit Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola

Mit der Premiere von escape valse lässt sich das Stegreif Orchester vom Tanz mitreißen. Wie gewohnt stehen am Beginn der Arbeit des Kollektivs klassische Orchesterwerke, die durch Rekomposition und Improvisationen der Musiker*innen lustvoll und provokativ mit jazzigen, elektronischen und alternativen Klängen aufgebrochen werden.

Freudentaumel am Abgrund

Im Mittelpunkt des getanzten Konzertes stehen verschiedene Orchesterwerke des Impressionismus. Allen voran „La Valse“ (1920), den Maurice Ravel als „phantastischen Wirbel, dem niemand entrinnen kann“ komponierte, aber auch unbekanntere Werke von Komponistinnen wie Lili Boulanger oder Johanna Müller-Hermann. Die musikalische Kraft des Walzers, der immerzu um sich selbst kreist und den Kontakt zur Außenwelt verliert, bringt das Stegreif Orchester nicht nur mit seinen Instrumenten auf die Bühne.

Zwei Kunstformen fließen zusammen

Den Sog der Musik greift der Choreograf Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola auf, indem er gemeinsam mit vier Tänzer*innen und den 26 Musiker*innen des Stegreif Orchesters eine Choreografie erarbeitet, die alle einbezieht. Aus dem anschwellenden Getöse melden sich improvisierende Einzelstimmen zu Wort, stechen Körper tanzend hervor; bevor sie sich wieder in der Gruppe verlieren und sich im Reigen des Walzers wieder und wieder in neuen Konstellationen begegnen.

Das Stegreif Orchester entstand 2015 als Orchester, das ohne Stühle, Dirigent*innen und Noten auftritt; das Kollektiv nutzt seine so entstandene Bewegungsfreiheit dazu klassische Orchesterwerke freudvoll zu sprengen und zum Grooven zu bringen. Mittlerweile spielen etwa 30 Musiker*innen zusammen und begegnen sich in selbstbestimmten Arbeitsformen, die alle zu Wort kommen lassen. Vor zehn Jahren erschien dieses Vorhaben nahezu utopisch, mittlerweile ist das Orchester längst auf den eigenen Improvisationsraum spezialisiert und im Festivalbetrieb angekommen und spielt landauf, landab Stücke aus dem eigenen Repertoire.

Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola absolvierte zunächst ein Studium der Alten Musik als Countertenor an der Akademie voor Oude Muziek in Amsterdam. Als der Choreograf Marcelo Evelin ihn einlud, an seinem Tanzstück Muzot teilzunehmen, entwickelte sich eine enge künstlerische Zusammenarbeit, die Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola dazu brachte, den Körper als „Gesamtinstrument” und Ausdrucks-mittel weiter zu erforschen. Die Kompanie Sasha Waltz & Guests wird zu einer weiteren Schlüsselfigur der Arbeit des Choreografen, der als Gründungsmitglied des Ensembles zu einer der Säulen der Kerngruppe gehörte. Längst widmet er sich jedoch in eigenen künstlerischen Projekten der Aufgabe seinen musikalischen und tänzerischen Hintergrund immer wieder aufs Neue zusammenzubringen.

Für die Vorstellungen in Berlin bietet das Stegreif Orchester erstmals Audiodeskription an und macht somit auch die visuellen Anteile des Konzertes für blindes und sehbehindertes Publikum zugänglich.

Stegreif unter der künstlerischen Leitung von Lorenz Blaumer. | Rekomposition: Mike Conrad, Lisa Morgenstern, Ralph Heidel, John Hollenbeck, Maria Gstättner | Musikalische Leitung: Marc Kopitzki | Choreografie, Szenografie, Tanz: Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola Projektleitung, Dramaturgie: Sarah Ströbele | Lichtdesign: Arnaud Poumarat | Kostüm: Lise Kruse | Tanz: Clémentine Deluy, Luc Dunberry, Gyung Moo Kim, Thusnelda Mercy

Premiere                      10./11. April 2026, 19 Uhr
beide Vorstellungen mit Audiodeskription
Kühlhaus Berlin
               Luckenwalder Str. 3 · 10963 Berlin
Weitere Aufführungen 16. April 2026, Heidelberger Frühling
                                          04. Juni 2026, Mozartfest Würzburg
Tickets unter Infos         https://www.stegreif.org/programm/escape-valse

Escape valse findet im Rahmen von be:one statt – be:one wird im Rahmen des Programms Exzellente Orchesterlandschaft gefördert durch: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.