Donzek.UA

Eine vielstimmige Inszenierung als Spiegel der Gesellschaft in Donezk

Der Regisseur Andreas Merz beschreibt in seiner deutsch-ukrainischen Inszenierung die Hoffnungen und Widersprüche in der ukrainischen Gesellschaft am Beispiel persönlicher Geschichten mehrerer Menschen aus Donezk.

Du kannst dir das Leben nicht für morgen aufheben

Gemeinsam mit dem Schauspieler Alexander Finkenwirth arbeitete Andreas Merz 2010 zum ersten Mal in Donezk an dem deutsch-ukrainischen Straßentheaterprojekt „Geräusche der Stadt“. 14 Jahre später nahmen sie wieder Kontakt auf zu den damaligen Teilnehmer*innen des Projektes, um darüber zu sprechen, welche Auswirkungen die russische Aggression auf ihre Leben hat. Über ganz Europa verstreut, an der Ausreise gehindert, mit Kindern oder ohne, den Mann an der Front, im Kurzurlaub auf Bali oder dem täglichen Fliegeralarm trotzend ausgesetzt erzählen sie für „Donezk.UA“ ihre Geschichten und kommen sich im Erzählen in die Quere und nah.

Können wir diese Spannung aushalten?

Basierend auf diesen Gesprächen verfasst die ukrainische Autorin Kateryna Penkowa einen dokumentarischen Theatertext. Er beschreibt wie die einst florierende Stadt in der Ostukraine zur grauen Kulisse wurde und verdeutlicht anhand biographischer Erzählungen, wie der Krieg in das Leben der Menschen eingebrochen ist. Dabei macht die Inszenierung die Vielstimmigkeit der ukrainischen Gesellschaft sichtbar und fragt, welche Erfahrungen und Entscheidungen das Leben der Menschen heute prägen.

Wir haben uns den Krieg nicht ausgesucht. Es ist nicht unser Krieg.

Andreas Merz-Raykov studierte Dramaturgie in München und Theater-Regie an der Universität Mozarteum in Salzburg. Nach dem Studium war er am Bayerischen Staatsschauspiel und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin engagiert. Seit 2011 arbeitet er als freier Regisseur im In- und Ausland, insbesondere im postsowjetischen Raum. Aus Protest gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und als Reaktion auf immer stärkere staatliche Unterdrückung hat er 2022 beschlossen seine Karriere in Russland nicht fortzusetzen. Als Teil eines weltweiten UnterstützerInnen-Netzwerks engagiert er sich dafür, die Stimmen ukrainischer Künstler*innen im deutschsprachigen Raum hörbar zu machen.

Kateryna Penkova wurde 1983 in Donezk geboren und ist Autorin für Theatertexte und Drehbücher. Die studierte Schauspielerin ist Co-Kuratorin des Festivals „Love and Beaver Dramaturgy“ und Mitbegründerin des Theaters der Dramatiker in Kiew. Sie lebt und arbeitet in Warschau.

Noch während seines Schauspielstudiums an der Hochschule für Film und Fernsehen wurde Alexander Finkenwirth 2012 Ensemblemitglied am Hans Otto Theater Potsdam, wo er für seine Darstellung von “Peer Gynt” 2016 in theater heute als Nachwuchsschauspieler des Jahres nominiert wurde. 2014 wurde er für sein Kinodebüt für den Max-Ophüls-Preis als bester Darsteller nominiert. Einem breiten Publikum ist er für die internationalen Serien “Das Boot”, “Deutschland ´89” oder “Die Kaiserin” bekannt. Im Straßentheaterprojekt in Donezk nahm er 2010 als Schauspielstudent teil und stand mit vielen der Teilnehmer*innen auch später noch in Kontakt.

Regie: Andreas Merz | Text: Kateryna Penkova| Ausstattung: Artem Mokrenets
Mit: Alexander Finkenwirth, Den Kushnarov, Zorayana Dybovska und Valeriya Treshchova

Produktionsleitung: Sina Kießling ÖA Nora Gores
Interviewpartner*innen: Dari Chernikova, Ed Chernikov, Zoryana Dybovska, Lesya Gordeuk, Diana Gavrylyuk, Kataryna Goncharova, Valeriya Ishmakova, Den Kushnarov, Aliona Malanchuk, Olha Tschistokletova, Andrey Zelenskiy

Premiere                                 4. Juli 2024, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen    5./6. Juli 2024, jeweils 20 Uhr
Ort                                     TD | Klosterstraße 44 | 10179 Berlin
U-Bhf Klosterstraße
Tickets                             https://tdberlin.reservix.de/events
Preis                                 25,-/15,-/10,- Euro (solidarisches Preissystem)

Sprache                            Deutsch-Ukrainisch mit Übertiteln

Eine Produktion von Andreas Merz, gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes Berlin (Einzelprojektförderung) und den Fonds Darstellende Künste (Rechercheförderung)